Temperatur steigt in NRW immer stärker an

Daten
3. September 2024
Klima
Durchschnittliche Jahreslufttemperatur
Vergleich zwischen 1881 und 2023
Wie hat sich Temperatur in NRW im Zeitraum 1881 bis 2023 entwickelt? Im Schnitt wird es wärmer. Quelle: LANUV NRW 2024 | auf Datengrundlage des DWD

Durchschnittstemperatur

Mit spürbaren Veränderungen wie steigenden Temperaturen ist der Klimawandel längst auch in Nordrhein-Westfalen angekommen. Die durchschnittliche Jahreslufttemperatur dient dabei als guter Indikator für die Klimaentwicklung. Sie wird durch menschengemachte, steigende Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre direkt beeinflusst. Wie sich die Temperatur in NRW von 1881 bis 2023 entwickelt hat, zeigt das Diagramm.  

Für den gesamten Messzeitraum von 1881 bis 2023 beträgt der Mittelwert der Jahreslufttemperatur in NRW 9,1 °C. Der Anstieg der Durchschnittstemperatur über die Jahrzehnte hinweg ist dabei zu erkennen. Während die durchschnittliche Jahreslufttemperatur bis zu den 1950er-Jahren leicht zunahm und sich im Anschluss daran relativ stabil verhielt, ziehen die Temperaturen vor allem seit den 1980er-Jahren stark an. 

Mehr Hitze, weniger Kälte

Die Jahre mit neuen Hitzerekorden häufen sich. Das zeigen vor allem aktuelle Zahlen: 13 Jahre der vergangenen zwei Jahrzehnte befinden sich unter den 20 wärmsten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn. Die höchste Jahrestemperatur von 11,2 °C wurde in NRW in den Jahren 2022 und 2023 erreicht, gefolgt von 2020 mit 11,1 °C sowie 2014 und 2018 mit je 11,0 °C. Kältere Durchschnittstemperaturen hingegen werden seltener. Das kälteste Jahr war 1888 mit einer Durchschnittstemperatur von nur 7,4 °C und liegt schon lange in der Vergangenheit zurück. 

Übrigens: Ausreißer wie 1934, als die durchschnittliche Jahreslufttemperatur mit 10,1 °C deutlich über dem Mittelwert lag, oder 1996, als die mittlere Temperatur mit 7,9 °C deutlich darunter lag, stehen dem grundsätzlichen Trend des Temperaturanstiegs nicht entgegen. Sie zeigen nur die Witterungsvariabilität von Jahr zu Jahr.  

Deutlich wird der Temperaturanstieg über die Jahre hinweg insbesondere über die Mittelwerte der sogenannten Klimanormalperioden 1881 bis 1910, 1961 bis 1990 und der aktuellen Klimanormalperiode 1991 bis 2020. Hierbei handelt es sich jeweils um 30-jährige Zeiträume der Klimabeobachtung. Diese sind im Diagramm ebenfalls zu sehen und weisen eine treppenartige Steigerung der Durchschnittstemperatur auf. 

NRW in Klimastreifen 

Eine andere Visualisierungsform für die Klimaentwicklung stellen sogenannte „warming stripes“ oder Klimastreifen dar. Diese wurden vom britischen Wissenschaftler Ed Hawkins eingeführt und spiegeln die Jahresmitteltemperatur eines Ortes, einer Region oder Landes durch eine Farbskala wider.  

In der Visualisierung werden die Daten chronologisch auf einer Zeitachse angeordnet. Für NRW befindet sich links mit 1881 das Jahr, das am weitesten zurückliegt, rechts mit 2022 das aktuellste Jahr. Die einzelnen Jahre werden mit einem farbcodierten Streifen dargestellt. Dunkelblau ist das Jahr mit der niedrigsten Jahresmitteltemperatur, dunkelrot das Jahr mit der höchsten Jahresmitteltemperatur. In NRW reicht die Temperaturspanne von 7,4 °C im Jahr 1888 bis zu 11,2 °C im Jahr 2023. Die Dramatik der Erwärmung und die Dringlichkeit des Klimathemas im öffentlichen Diskurs wird über die Klimastreifen deutlich. 

Klimastreifen für NRW, 2023 | Quelle: LANUV NRW
Von 1888 bis 2023: Die Klimastreifen zeigen deutlich den Temperaturanstieg von durchschnittlich 7,4 °C im Jahr 1888 (dunkelblau) bis 11,2 °C im Jahr 2023 (dunkelrot). | Quelle: LANUV NRW

Ein Blick in die Zukunft 

Wie entwickelt sich zukünftig das Klima? Um diese Frage zu beantworten, werden Simulationen erstellt, die physikalische Prozesse in der Atmosphäre berücksichtigen. Mithilfe von Abschätzungen darüber, wie viele Treibhausgasemissionen in Zukunft produziert werden, ergeben sich unterschiedliche Szenarien. Ausgehend von einem moderaten Szenario, dem sogenannten RCP 4,5 Szenario des UN-Weltklimarates IPCC, ergeben sich für NRW folgende Entwicklungen:  

  • Die jährliche Durchschnittstemperatur im Zeitraum 2071 bis 2100 steigt um 1,3 bis 2,7 °C. 
  • Es gibt mehr Sommer- sowie heiße Tage und Tropennächte.
  • Es gibt weniger Frost- und Eistage. 
  • Die Vegetationsperiode wird weiter verlängert. 
  • Mehr Starkregenereignisse sind wahrscheinlich. 

Ausgehend von einem Szenario mit weniger Klimaschutz, werden die oben genannten klimatischen Entwicklungen noch stärker ausfallen.  

Gegen den Klimawandel wappnen 

Steigende Temperaturen beeinträchtigen die Lebensqualität der Menschen – das ist vor allem in dicht bebauten Städten der Fall, wo sich Hitzeinseln bilden. Besonderer Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang daher der Klimafolgenanpassung zu. Maßnahmen gegen den Klimawandel steigern die Widerstandsfähigkeit von Städten. Dazu gehört mitunter der Einsatz von mehr Stadtgrün. Wiesen, Bäume und begrünte Häuser verbessern durch ihre Verdunstungskälte oder als Schattenspender die Luftqualität und das Stadtklima. Gleichzeitig schaffen sie auch Raum für Flora und Fauna. 

Ein wichtiger Schlüssel, dem Klimawandel und dem damit einhergehenden Temperaturanstieg entgegenzuwirken, stellt dabei auch die Mobilitätswende dar, dessen Rückgrat klimafreundliche Verkehrsmittel wie der SPNV ist. Klar ist: Mit einer starken Schiene kann Deutschland seine Emissionen senken – ganz im Sinne des Klimaschutzes