Die Pünktlichkeit des SPNV in NRW
Pünktlichkeitsmonitor
Das Qualitätsniveau des SPNV in NRW wird kontinuierlich überwacht. Hierfür werden hinsichtlich der Faktoren Pünktlichkeit, Zugbildung, Zuverlässigkeit sowie Ausfallursachen alle Nahverkehrszüge auf den Gleisen in NRW gemessen. Hierunter fallen also RegionalExpress (RE), RegionalBahn (RB) und S-Bahn. Diese Messdaten übermitteln die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) den drei Aufgabenträgern go.Rheinland, Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Aus den gewonnenen Daten werden dann in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan (KC ITF) Qualitätskennzahlen berechnet. Die Daten werden quartalweise erhoben und im Anschluss im SPNV-Qualitätsmonitor NRW veröffentlicht. Durch die langfristige Erhebung von Qualitätskennzahlen lässt sich beispielsweise ablesen, ob Standards eingehalten werden oder ob Verbesserungsmaßnahmen Wirkung zeigen.
Zugausfälle werden in der Pünktlichkeitsstatistik nicht berücksichtigt. Sie werden als eigenes Bewertungskriterium erhoben.
Wie den anderen Faktoren des Qualitätsniveaus des SPNV in NRW liegen auch der Pünktlichkeit objektiv messbare Daten zugrunde. Hierfür werden mehrere Messpunkte im Linienverlauf in NRW eingerichtet. Auf besonders kurzen Linien können diese Punkte nur die Anfangs- und Endstationen des Zuglaufs sein. So lässt sich die Pünktlichkeit also für jede Linie und jede Zuggattung in NRW genau festhalten und Entwicklungen ablesen.
Strengere Schwellenwerte in NRW
Der Faktor Pünktlichkeit weist in NRW eine Besonderheit auf. Während im bundesweiten Vergleich bei der Messung durch die Deutsche Bahn Züge in der Regel erst mit einer Verspätung über dem Schwellenwert von 5:59 Minuten, also ab der sechsten Minute, als unpünktlich gewertet werden, liegt der Schwellenwert bei der landesweiten Betrachtung deutlich niedriger, nämlich bei 3:59 Minuten. In NRW gilt ein Zug somit bereits ab vier Minuten Verspätung als unpünktlich. Pünktlichkeitsquoten des SPNV in NRW lassen sich demnach nicht ohne Weiteres mit bundesweiten Quoten vergleichen. Hierfür müssten zunächst die Bewertungen angeglichen werden, wodurch die Pünktlichkeit in NRW theoretisch deutlich verbessert würde.
Pünktlichkeitsquoten der RE- und RB-Linien mit leichter Verbesserung
Im Jahr 2023 hat sich die Produktgruppen-übergreifende Pünktlichkeitsquote stabilisiert und kann eine leichte Aufwärtstendenz vorweisen – um 0,2 Prozentpunkte von 77,9 % auf 78,1 %.
Im Jahr 2023 konnte sich die Pünktlichkeitsquote der RE-Linien von 71 % auf 72 % verbessern. RE-Linien weisen im Vergleich zu den anderen Produktgruppen die niedrigsten Pünktlichkeitsquoten auf. Als Gründe sind hierfür die langen Linienwege zu nennen, auf denen hoch ausgelastete Knotenbahnhöfe und Streckenabschnitte durchfahren werden. Durch kurze Wendezeiten an Endhaltestellen können Verspätungen teils wenig abgebaut werden. Außerdem wurde die Pünktlichkeitsquote auch von vielen großen Baustellen beeinträchtigt – zum Beispiel auf den hoch ausgelasteten Streckenabschnitten mit Mischverkehr zwischen Leverkusen und Langenfeld sowie Duisburg und Essen. Die Erneuerung der Infrastruktur ist aber notwendig und als langfristiges Investment in das gesamte Qualitätsniveau zu sehen – denn hierfür ist eine Modernisierung unverzichtbar. Die besten Werte hinsichtlich Pünktlichkeit konnten in dieser Produktklasse die Linien RE17 mit 87,8 %, RE78 mit 90,2 % und RE47 mit 87,2 % erzielen.
Mit 81,3 % blieb die Pünktlichkeitsquote der RB-Linien im Jahr 2023 weitestgehend stabil. Die besten Pünktlichkeitswerte erzielten die Linien RB54 mit 98,0 %, RB74 mit 95,6 % und RB96 mit 96,3 %. Der insgesamt deutliche Rückgang der Pünktlichkeitsquote der RB-Linien im Jahr 2022 kann vor allem auf marode Infrastruktur wie alte Stellwerkstechnik, vermehrt auftretende Signalstörungen sowie Bauarbeiten zurückgeführt werden. Weiter beeinflussen auch hier sehr kurze Wendezeiten an Endpunkten, Umleitungsverkehre und eine extrem hohe Auslastung der Strecken die Pünktlichkeit. Hier bedarf es ebenfalls einer Modernisierung.
Die S-Bahnen weisen im Gegensatz zu den anderen Produktgruppen auch im Jahr 2023 einen Negativtrend auf – von 81,7 % verschlechterten sie sich auf 79,3 %. Im Falle der S-Bahnen werden die Werte sowohl durch in die Jahre gekommene Fahrzeuge als auch durch hoch belastete und eingleisig befahrene Streckenabschnitte negativ beeinflusst. Zudem fanden auch hier Bauarbeiten statt: Im Falle der Linie S9 wurden noch Spätfolgen der Flutschäden beseitigt und die Infrastruktur modernisiert. Die niedrige Pünktlichkeitsquote der S28 erklärt sich durch eine kritische Einfädelung in die hoch ausgelastete Wupper-Achse. Die besten Werte im Jahr 2023 erzielten die S4 mit 97,7 % und die S7 mit 93,7 %.